Wein

Weinhandel Deutsch-Französische Freundschaft

 

Archäologische Belege zeigen, dass die ersten Rebstöcke im Rhônetal vor rund 2500 Jahren auf dem Berg Hermitage östlich von Tournon gepflanzt wurden. Möglicherweise war Syrah eine der frühesten Rebsorten. Sie ist auch heute noch reichlich vertreten. Die Griechen brachten den Wein ca. 600 v. Ch. in die Region der Provence, die Römer kultivierten ihn. Der Weinhandel fing dann auch bald zu blühen an. Von Frejus aus verschifften die Römer große Mengen Wein nach Italien. Im Mittelalter begann England nach der Heirat des englischen Königs Heinrich II. mit Eleonore von Aquitanien, Wein aus der Provence zu importieren. Der Export provenzalischer Weine gewann zunehmend an Bedeutung. Bis zum 18. Jahrhundert hatte sich die Provence zum zweitwichtigsten Weingebiet Frankreichs nach Bordeaux entwickelt.

 

Die klimatischen Bedingungen im Rhônetal sind optimal für eine üppige Vegetation. Die durchschnittliche Temperatur beträgt in Avignon ca. 13,5°C, die Niederschlagsmenge 650 mm. Ein wichtiger Klimafaktor ist der Mistral, ein Fallwind, der sich an bis zu 130 Tagen im Jahr bemerkbar macht. Der Name kommt von dem Wort maestral (herrisch) und wer ihn einmal zu spüren bekommen hat, weiß, wie treffend die Bezeichnung ist. Die guten Eigenschaften des Mistrals sind die Reben trocken zu halten und damit vor Schädlingen und Pilzkrankheiten zu schützen. Zudem sorgt ein starker Mistral zur Zeit der Lese für eine Konzentration des Saftes und des Extraktgehalts in den Trauben und erhöht die Zuckerwerte. Andererseits trocknet er den Boden aus. Zum Schutz vor dem Mistral hat man lange Reihen Zypressen gepflanzt und den Boden um die Weinreben mit dicken Steinen bedeckt, die die geringen Niederschläge im Boden halten. Das vermittelt aber das Bild, dass die Böden steinig sind. Einen Winzer in Sarrians, Herrn Férigoule, bzw. seinen Vorgänger Herrn Ricard hat es dazu veranlasst, seinen Wein Le Sang des Cailloux (das Blut der Steine) zu nennen und so heißt auch die Domaine. Treffender kann man diesen hervorragenden Vacqueyras-Wein nicht beschreiben.

 

Als mein Vater Karl Leib –ein ausgesprochener Weinkenner- vor über 45 Jahren zum ersten mal in die Provence kam, um mit einer Delegation von Biebertal eine Gemeinde für eine Partnerschaft zu suchen, waren es nicht zuletzt die Weine der Provence, die mit einen Ausschlag für die Wahl zu Gunsten von Sarrians bewirkt haben. Karl Leib war es ein Anliegen, den Wein aus Sarrians und Umgebung auch Menschen nahe zu bringen, die nicht an der Partnerschaft zwischen Biebertal und Sarrians beteiligt waren.

 

Vor mittlerweile 34 Jahren haben mein Vater und ich in eben diesem Keller von Herrn Ricard gestanden und ein kleines Handelsabkommen abgeschlossen: Einmal im Jahr, im Herbst, kommt ein LKW und holt eine größere Menge Vacqeyras ab, um ihn dann in Biebertal und Umgebung zu verkaufen. Wenige Jahre später bezog Karl Leib auch Vacqeyras-Weine von Herrn Guintrand, den Biebertalern auch als Vogelwein bekannt, weil sich ein Distelfink (= Stieglitz) auf dem Etikett befand. Herr Guintrand gab seine Weinberge an seinen Cousin Henri Guintrand ab. Sein Weingut trägt den Namen Domaine Maître Curnier. Fast zur gleichen Zeit engagierte sich Frau Helene Martin in der Partnerschaft und war viele Jahre im Vorstand tätig. Sie leitete seit dem Tod ihres Mannes ein Weingut in Jonquières, ein Nachbarort von Sarrians. In der Domaine Martin de Grangeneuve werden nur Côtes du Rhône-Weine produziert. Diese erweiterten die Palette der hervorragenden Weine der Provence.

 

Da die Lagerkapazitäten bei Karl Leib nicht ausreichten, wurde der Wein in den Kellern von Henri Pujade †, Karl Künzl † und Helmut Stroscher † bis zum Verkauf zwischengelagert. Ich möchte diesen Herren und den Helfern beim Abladen wie Franz Gareis, Gustav Velde, Martin Hofmann, Adolf Hasselbach †, Reinhard Paul †, Brigitte Meckel-Jung, Tilo, Julian und Christian Ehlicker und vielen anderen (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit ) ganz herzlich für ihre Unterstützung an dieser Stelle danken.

 

Man darf nicht denken, dass Vacqueyras gleich Vacqueyras und Côtes du Rhône gleich Côtes du Rhône ist. Es sind nur geschützte Namen in den Anbaugebieten; jeder Winzer hat sein eigenes Rezept in der Zusammensetzung der Rebsorten. Die häufigsten Rebsorten sind: Grenache, Syrah, Cinsault, Carignan. Einige wenige Winzer keltern auch bestimmte Trauben. z. B. Herr Barnier vom Weingut Fontaine du Clos in Sarrians. Er ist der vierte Winzer, der seit 1996 uns mit dem wunderbaren Produkt der Region beliefert.

 

Zu der Fam. Martin hegen wir nun schon über zwei Generationen freundschaftliche Kontakte. Zunächst Frau Helene Martin mit meinen Eltern Anni und Karl Leib, und mein Mann Tilo und ich zu Francois Martin  und seiner Frau Anne-Marie, die im Oktober 2008 viel zu früh verstorben ist. Francois Martin hat sein Engagement in der Partnerschaft in besonderer Weise gezeigt, indem er über viele Jahre -seit 1988- an den Gewerbeausstellungen in Biebertal teilgenommen und seine Weine präsentiert hat. Mittlerweile hat sein Sohn Pierre das Weingut übernommen und auch er hat schon an der Gewerbeausstellung teilgenommen. Francois Martin ist Bruder in der Commanderie des Côtes du Rhône. Die Bruderschaft ist ein Zusammenschluss von Winzern, die Côtes du Rhône-Weine produzieren. Sie nehmen auch Mitglieder, so genannte Chevaliers (Ritter) auf, die keine Winzer sind, sich aber um die Verbreitung des Côtes du Rhône verdient gemacht haben. Diese Ehre wurde Karl Leib 1989 zuteil. Als mein Vater 1995 starb, übernahm ich den Weinhandel und auch ich wurde 2003 von der Commanderie des Côtes du Rhône zur Madame le Chevalier geschlagen.

 

Über den Wein bestehen zu allen Winzern freundschaftliche Beziehungen und nicht zuletzt hat der Weinhandel die Partnerschaft zwischen den Gemeinden zusätzlich gefestigt. Ich beglückwünsche die beiden Gemeinden zu ihrem 40-jährigen Jubiläum und hoffe, dass sowohl die Partnerschaft als auch der Weinhandel noch viele Jahre bestehen.

 

Jutta Leib-Ehlicker

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